#adoptdontshop oder: wie viel Freude passt in einen mittelgroßen Hund
Manchmal denkt man, ein Kapitel sei abgeschlossen und dann öffnet das Leben ganz leise ein neues. Kurz vor Brunis Tod waren wir uns sicher: kein Hund mehr. Jedenfalls nicht so schnell. Danach war die Trauer groß, die Wohnung still, und alles fühlte sich leer an. Doch dann tauchte Buddy auf – eine Mischung aus Bulldogge und Husky, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Schon das erste Foto vom Tierheim ließ mein Herz hüpfen, obwohl ich genau wusste: Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um wieder einen Hund zu adoptieren.
Aber wie er da saß, mit seinem leicht herausfordernden Blick, der hinterm Zahn eingeklemmten Lefze und seinem buchstäblichen Dickschädel ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ein Spaziergang mit Folgen
Ein paar Wochen später war Buddy immer noch im Tierheim. Ich war traurig und suchte nach Ablenkung, also vereinbarte ich spontan einen Termin, um mit ihm spazieren zu gehen. Es war ein kalter Januarabend, die Sonne stand tief, der Wald wurde langsam dunkel. Buddy war aufgeregt, energiegeladen, kaum zu bremsen aber gleichzeitig so liebevoll und neugierig, dass man ihn einfach mögen musste. Ich dachte mir: „So ein hübscher, junger Hund findet bestimmt schnell ein Zuhause.“ Doch es kam anders. Denn es gab kaum echte Interessenten, was wirklich verwunderlich war, da jeder von ihm schwärmte.
Vom Probewohnen zum Zuhause
Also ging ich wieder hin. Noch ein Spaziergang. Und noch einer. Schließlich durfte er mich zum Probewohnen begleiten und na ja, spätestens da war’s um uns geschehen. Buddy schnüffelte sich interessiert durch die ganze Wohnung und wusste noch nicht richtig mit der neuen Situation umzugehen. Natürlich war es nicht immer leicht: Er war nervös, überdreht, ständig auf Achse. Doch mit Geduld, Strukturen und viel Zuneigung wurde er schließlich ruhiger. Wir hatten für Bruni Näpfe, Decken und Spielzeug tendenziell immer eine Nummer zu groß gekauft, so dass es nun auch für Buddy hervorragend passte. Vielleicht ein Zeichen, dass das Schicksal längst entschieden hatte.
Was du wissen solltest, bevor du einen Hund aus dem Tierheim adoptierst
Einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren, sollte keine spontane Entscheidung sein – auch wenn das Herz manchmal schneller ist als der Kopf. Viele Tiere bringen eine Vorgeschichte mit, manchmal Unsicherheiten, Ängste oder Aggression. Es braucht Zeit, Verständnis und vor allem Geduld. Wer ein Tier adoptiert, sollte sich darauf einstellen, dass die ersten Wochen anstrengend sein können aber auch unglaublich bereichernd. Wichtig sind eine ruhige Umgebung, klare Routinen und realistische Erwartungen. Jeder Hund lernt in seinem eigenen Tempo, Vertrauen zu fassen.
Ein weiterer Punkt: Tierheimhunde sind keine „zweite Wahl“, sondern Tiere mit Charakter, Charme und Geschichte. Sie spüren, wenn sie endlich ankommen dürfen und schenken einem dafür eine ganz besondere Form von Dankbarkeit.
Checkliste: Bin ich bereit, einen Tierheimhund zu adoptieren?
Bevor du dich für die Adoption eines Tierschutzhundes entscheidest, lohnt es sich, ehrlich zu prüfen, ob du bereit bist. Diese kleine Checkliste kann helfen:
- Zeit & Geduld: Habe ich trotz meines Jobs genug Zeit für Spaziergänge, Training und Eingewöhnung?
- Ruhige Umgebung: Gibt es bei mir zu Hause einen sicheren, stressfreien Rückzugsort für den Hund? Darf ich Tiere überhaupt in der Wohnung halten?
- Langfristige Verantwortung: Bin ich bereit, über viele Jahre Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es teuer und anstrengend wird?
- Geduld mit Herausforderungen: Kann ich mit Unsicherheiten, Ängsten oder kleinen „Macken“ umgehen?
- Finanzielle Stabilität: Reichen meine Mittel für Futter, Tierarzt, Versicherung und Notfälle?
- Erfahrung oder Lernbereitschaft: Habe ich Erfahrung mit Hunden oder bin ich bereit, mich aktiv weiterzubilden?
- Unterstützung im Alltag: Gibt es Familie oder Freunde, die im Notfall oder in Urlaubszeiten helfen können?
- Herz am richtigen Fleck: Kann ich mich ohne überhöhte Erwartungen auf ein Tier mit Vergangenheit einlassen?
💡 Tipp: Tierheime beraten gern ehrlich und ausführlich. Ein Kennenlernen vor Ort zeigt oft schnell, ob Mensch und Hund wirklich zueinander passen.


















Ein Herz auf vier Pfoten
Heute ist Buddy ein fester Teil unseres Lebens. Er bringt uns zum Lachen, fordert uns weiterhin heraus und erinnert uns daran, dass Liebe manchmal dann anklopft, wenn man sie am wenigsten erwartet. Wenn ich ihn durchs Laub rennen sehe, bin ich einfach dankbar, dass wir ihm ein Zuhause geben durften und er uns jeden Tag so viel Freude zurückgibt.
Und kann es Zufall sein, dass einer von Brunis besten Freunden ebenfalls Buddy hieß? Ich glaube nicht. Vielleicht war genau das der kleine Wink, den wir gebraucht haben.
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